Digital oder egal? Warum die Hälfte der Deutschen im Gesundheitswesen abgehängt wird

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Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schreitet voran. Elektronische Patientenakten, Gesundheits-Apps und digitale Pflegedokumentationen versprechen eine effizientere Versorgung und bessere Patientenbeteiligung. Doch während die Mehrheit der Deutschen diese Entwicklung begrüßt, zeigt eine aktuelle Studie eine bedenkliche Kehrseite: Etwa die Hälfte der Befragten fühlt sich im Umgang mit digitalen Gesundheitstechnologien überfordert.

Digitale Begeisterung trifft auf Unsicherheit

Die Studie der Stiftung Gesundheitswissen offenbart einen Zwiespalt. Auf der einen Seite steht die Zustimmung zu digitalen Lösungen – schließlich sind Online-Terminbuchungen, Videosprechstunden und elektronische Rezepte praktische Helfer im Alltag. Auf der anderen Seite fehlt vielen die nötige Kompetenz, um diese Technologien sicher und selbstbewusst zu nutzen. Die Angst vor Fehlern, Datenschutzbedenken und fehlende Erfahrung bremsen die Akzeptanz aus. 

Digitale Gesundheitskompetenz – mehr als nur Technikverständnis

Digitale Gesundheitskompetenz bedeutet weit mehr, als nur ein Smartphone bedienen zu können. Es geht darum, gesundheitsrelevante Informationen in Bezug auf digitale Anwendungen und digitale Informationsangebote zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Wer beispielsweise seine Blutzuckerwerte mit einer App trackt oder digitale Pflegeanweisungen erhält, muss nicht nur die Technik verstehen, sondern auch medizinische Zusammenhänge erfassen und bewerten können. 

Warum digitale Kompetenz jetzt Priorität haben muss

Die Überforderung der Bevölkerung birgt Risiken:

Fehlende Nutzung: Technologien werden nicht genutzt, obwohl sie den Gesundheitszustand verbessern könnten.

Fehlinterpretationen: Ohne ausreichendes Wissen werden digitale Daten falsch interpretiert oder ignoriert.

Zunehmende Ungleichheit: Menschen mit geringer digitaler Kompetenz haben schlechtere Chancen auf eine optimale Versorgung.

Wie wir die digitale Gesundheitskompetenz stärken können

1. Niedrigschwellige Schulungsangebote: Von Webinaren über lokale Workshops bis hin zu Erklärvideos – Bildungsangebote müssen leicht zugänglich und verständlich sein.

2. Patientenzentrierte Technologien: Software und Apps sollten intuitiv gestaltet sein, um auch technikfernen Menschen den Einstieg zu erleichtern.

3. Multiplikatoren nutzen: Hausärzte, Pflegefachkräfte und Apotheken können als erste Anlaufstellen fungieren, um Patienten digital zu begleiten.

4. Digitale Gesundheitsbildung in Schulen: Ein frühzeitiger Umgang mit digitalen Gesundheitstools sollte Teil des Lehrplans werden.

Fazit

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen kann nur dann ihr volles Potenzial entfalten, wenn sie von allen mitgetragen wird. Eine umfassende digitale Gesundheitskompetenz ist der Schlüssel zu mehr Selbstbestimmung, besserer Versorgung und letztlich einer höheren Lebensqualität. Wir stehen am Anfang eines langen Weges – aber jeder Schritt in Richtung mehr digitaler Kompetenz ist ein Schritt zu einem gesünderen, vernetzteren Morgen.

💡Quellen:

1. Stiftung Gesundheitswissen – Studie zur digitalen Gesundheitskompetenz

https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/presse/studie-digitale-gesundheitskompetenz

2. GKV-Spitzenverband – Digitale Gesundheitskompetenz

https://www.gkv-spitzenverband.de/krankenversicherung/digitalisierung/digitale_gesundheitskompetenz_1/digk.jsp

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