Neue US-Studie: Pflege erteilt der Klinik-IT und den KIS-Anbietern schlechteste Noten

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jobsDie New Yorker „Black Book Research“ hat jüngst 14.000 licensed registered Nurses zu Krankenhaus-Informationssystemen (engl. EHR) und die Klinik-IT befragt. Die Ergebnisse stellen beiden Bereichen schlechteste Noten aus:

  • 92% sind unzufrieden mit dem KIS (EHR)
  • 84% sehen die Produktivität und den Workflow gestört
  • 88% machen die IT-Abtl./CIO dafür verantwortlich, da die Pflege nicht an der Auswahl beteiligt war
  • 69% empfinden ihre IT-Abteilung als inkompetent

Pflegefachkräfte in den USA fühlen sich demnach von den eigenen IT-Abteilungen schlecht einbezogen und die Lösungen der IT-Hersteller unzureichend.

Ist dieses Ergebnis auch auf Deutschland übertragbar?

Fakt ist, dass die größte Berufsgruppe eines Krankenhauses, mit den meisten Dokumentationsaufgaben (gerüchteweise ca. 80% der Dokumentation einer Klinik), oft nur schlecht durch moderne Technologien, wie z.B. ein Pflege-Informationssystem, unterstützt wird.

Wie ist Ihre Meinung?

5 thoughts on “Neue US-Studie: Pflege erteilt der Klinik-IT und den KIS-Anbietern schlechteste Noten

  1. …ohne Zahlen nennen zu können würde ich den Vorwürfen tendenziell zustimmen, wobei ich die absoluten Zahlen zu den konkreten Fragestellungen schon interessant fände.
    Eine Schuld an der IT festzumachen halte ich für sehr gewagt,da diese meist selbst am Ende der Nahrungskette steht. Die Argumente sind hinreichend bekannt… Unterfinanzierung (2-3% Umsatzinvest statt industrieweiten 5-15%), wenig Aus-und Weiterbildungsbudget, tendenziell werden die „billigen“ Kräfte eingestellt, sehr herausfordernde Aufgabenstellungen aus einem komplexen Umfeld des Gesundheitswesens. Für effektive Prozessevaluierung und -gestaltung mit einer eher Nicht-IT-affinen Zielgruppe, der Pflege, fehlt oft Zeit, Verständnis auf beiden Seiten, Kompetenz (auf beiden Seiten) und Methodik. Ähnliche Faktoren setzen sich auf Seiten der Hersteller fort. Aus dieser Kette aus Mängeln ein brauchbares Ergebnis zu bauen, was es trotz allem nicht selten gibt, ist eine herausragende Leistung. Einem Stakeholder allein die Schuld zu geben ist zu billig und nicht korrekt.

  2. „88% machen die IT-Abtl./CIO dafür verantwortlich, da die Pflege nicht an der Auswahl beteiligt war“. Nun kenne ich die Beschaffungsprozesse in den USA zu wenig, um dieses Ergebnis der Umfrage kommentieren zu können. In den mir bekannten deutschen Krankenhäusern allerdings wählen höchst selten die IT-Abteilung oder der IT-Leiter ein Informationssystem für eine Berufsgruppe aus. Häufig versuchen die unterschiedlichsten Stakeholder-Gruppen (Chefärzte, Pflegedienstleitung, IT, Hersteller, etc.), Ihre „Überzeugungen“ bei der obersten Klinikleitung zu positionieren. In der Folge beginnt ein „politisches“ Tauziehen in der allseits bekannten Matrixorganisation. Die Nutzer selbst werden höchstens mit einer 40-minütigen Hersteller-Präsentation gewürdigt. Selten erfolgt die Produktauswahl tatsächlich auf Basis einer soliden Anforderungsspezifikation. Selbst bei Ausschreibungen wurden die tatsächlichen Anforderungen der Nutzer in Ihrem täglichen Arbeitskontext häufig überhaupt nicht berücksichtigt. Bei der Einführung der Lösung werden dann schnell noch ein paar Key-User geschult und der Hersteller zieht sich möglichst zügig auf seine Support-Aufgaben zurück … Dass Nutzer am Ende eines solchen Prozesses von der ausgewählten Lösung bestmöglich und zufriedenstellend bei Ihrer täglichen Arbeit in der Klinik unterstützt werden, ist eher unwahrscheinlich oder falls doch dann vermutlich Zufall.

  3. Hallo Heiko
    die Ergebnisse als solches sind sicher auch „repräsentativ“ für die Schweiz.
    Wie schon oben schon geschrieben steht, hat die ICT dabei zwar oft kausal nicht die „Schuld“ -es ändert aber nichts an der Tatsache einer Empfindung einer Berufsgruppe, welche sich nicht verstanden und nicht unterstützt „empfindet“.
    Nach über 40 Berufsjahren als Medizininformatiker darf man erkennen, dass der komplexe klinische All-Tag tatsächlich weniger als rudimentär abgedeckt ist, dass die Verflechtungen und die Anforderungen von Spezialisten (Pflege, wie auch die der Ärzte, Sozialdienst, Physiotherapeut) nicht einmal im Ansatz harmonisch, steuernd, unterstützend angeboten werden.
    Das hierbei ein Informatiker all den verschiedenen Anforderungen gar nicht gerecht werden kann, den geforderten Work-Flow unangemessen unterstützt; wen wundert es?

  4. Sehr geehrter Herr Mania,
    …auch ich möchte den Ausführungen von Herrn Thoma zustimmen. Alleine schon wenn man den „unprofessionellen“ Umgang, Vorbereitung Einweisung, und die Begleitung durch die IT eines Hauses beobachtet. Alleine wenn man schon die Implementierung eines PDMS Systems in vielen Kliniken sieht oder beobachtet, hier wird sehr oft die angesprochene Berufsgruppe „nur mal eben“ infonmiert und dann soll Sie dieses sehr hochkomplexe Medizinprodukt am Patienten, ohne große Schulung bzw. Einweisung anwenden, Zumal hier noch erschwerend hinzukommt, dass es in Rahmen einer „Eigenherstellung“ nach § 12 MPG auch noch zusätzlich in Kombination mit anderen aktiven Medizinprodukten angewendet werden soll, (Beatmungsgeräte, Monitoring, Infusionspumpen etc.) was die Suche nach dem Fehler bei einem Ausfall oder einem Vorkommnis, nicht gerade einfacher macht, da in den wenigsten Fällen eine „Gesamteinweisung“ in das gesamte System nach § 5 MPBetreibV stattfindet. Von einer korrekten MPG und gesetzeskonformen Dokumentation ganz zu schweigen….

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