Heute fand im Congress Center Hamburg die zweite PDMS-Challenge der DIVI und der GMDS statt. Schwerpunktthema in diesem Jahr ist die „Arzneimitteltherapie in der Intensivmedizin“.
Acht namhafte Hersteller von Patientendatenmanagementsysteme präsentierten anhand vorgegebener Aufgaben ihre Softwaresysteme.

Philips IntelliSpace CCA
Den Anfang der Präsentation machte die Fa. Philips. Das System wirkt an sich aufgeräumt. Jedoch wirken die Prozesse sehr separiert und erfordern immer wieder den Aufruf neuer Views bzw. Formulare. Mir fehlte etwas die vertraute Darstellung in einer übersichtlichen, visualisierten Intensivkurve. Statt dessen werden in der Challenge alle Informationen in unterschiedlichen Tabellen dargestellt. Sehr schade war es, dass viele der vorgegebenen Aufgaben und Informationen nicht ins System konfiguriert wurden und auch nicht adhoc dokumentiert werden konnten.
Fazit: Insgesamt scheint das System die heute üblichen Funktionen der Arzneimitteltherapie abzubilden.

LowTeq
Da war sie nun, eine ansprechende, übersichtliche Intensivkurve. Insgesamt wirkt das ganze System durchdacht, klar, übersichtlich und modern. Das Anordnungstool „Verordnungs-Editor“ bietet viele Einstellungsmöglichkeiten auf einer intuitiven Oberfläche.Alternative Medikationen können auf Knopfdruck aufgerufen werden. Die Philosophie, dass alle Informationen dort angezeigt werden sollen, wo sie von den Nutzern benötigt werden, wurde gut umgesetzt. Positiv fiel dabei auch auf, dass Änderungen auch mit der Maus in der grafischen Kurve vorgenommen werden können.
Fazit: Das System überzeugt mit modernen und intuitiven Funktionalitäten.

Dräger ICM
Die Fa. Dräger präsentierte ihr gestandenes PDMS „ICM“. Das System basiert auf multiple, digitale Formulare, dessen Content dann auf der Intensivkurve grafisch ausgespiegelt wird. Einzelmedikationen und Medikationspläne finden sich in einem Modul. Hier können im gleichen Schritt alle notwendigen Detailinformationen eingegeben werden und auch Medikamente schnell gesucht werden. Auch im ICM können viele Aktionen aus der grafischen Intensivkurve heraus gestartet werden.
Fazit: ICM hat sich vom Look in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert. Es enthält die heute üblichen Funktionalitäten der Arzneimitteltherapie. Auch hier wurde das Präsentatoren-Duo von einigen Tücken der Aufgabenstellung und dem Demo-System überrascht, konnten aber ganz gut damit umgehen.

Daintel CIS
Daintel ist der Newcomer auf dem deutschen Markt. Ab Januar werden sie wohl die erste deutsche Installation beginnen. Zuhause in Dänemark hat die Fa. Daintel bereits 50% Marktanteil. Daintel meint ein ganz anderes Konzept zu verfolgen. Man soll nicht mehr als zwei Klicks zu den relevanten Informationen benötigen. Nach dem Login kommt man auf eine Bettenliste auf der eine Vielzahl von Signalampeln zu sehen ist. Das System wirkt aufgeräumt und das Design modern. Das Medikationstool enthält alle notwendigen Eingabemöglichkeiten auf einer Oberfläche und kann durch hinterlegte Protokolle teilweise automatisiert werden. Auf einer Übersicht mit Zeitachse finden sich die Medikationen als Balkendarstellung wieder.
Fazit: Das System wirkt durchaus modern und muss an einigen Stellen noch auf den deutschen Markt angepasst werden. Ich bin gespannt, wie sich dies PDMS auf dem Markt behaupten wird.

Copra-System
Copra ist ein PDMS das in vielen Universitätskliniken genutzt wird. Es ist sehr komplex und wirkt dadurch im Bereich der Intensivkurve etwas überladen. Nach meinem Gefühl sind mehr Klicks als bei den Mitbewerbern notwendig, um ein Medikament in seinen Applikationsdetails anzuordnen.
Viele Aktionen können auch hier praktischerweise aus der grafischen Intensivkurve heraus gestartet werden.
Fazit: Insgesamt hat Copra hier eine runde Präsentation abgeliefert. Die Vielzahl angezeigter Informationen freut sicher das Medizinerherz, geht aber ein wenig zu Lasten der Übersichtlichkeit.

Imeso
Imeso hat seine Wurzeln in der Uniklinik Gießen. Das System ist primär listenorientiert. Auch hier finden sich sehr viele Informationen in der grafischen Intensivkurve, welches die Übersichtlich einschränken könnte. Die Medikamentensuche, -auswahl und Applikationsverordnung kann in einem übersichtlichen Fenster getätigt werden. Viele Aktionen können via Kontextmenü aus der grafischen Intensivkurve gestartet werden.
Fazit: Das System ist von Kliniker für Kliniker entwickelt worden und man sieht dies in vielen durchdachten Funktionalitäten. Die Präsentation war ebenfalls rund und überzeugend.

iMDSoft Metavision
Metavision kann man durchaus als sehr grafisch orientiert bezeichnen. An vielen Stellen (auch wo man es nicht vermuten würde) finden sich kleine, bunte Grafiken. Was dem einen vielleicht zu viel ist, empfinde ich der intuitiven Bedienung zuträglich.

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Die Medikationsanordnung erfolgt entweder über eine Schnellauswahl (bunte Buttons siehe Foto), eine Suche oder die Eingabe eines neuen Medikaments. Alle Applikationsdetails finden sich in einer Oberfläche. Dokumentierte Unverträglichkeiten und Allergien werden dabei als Post-it-Notiz dargestellt. Die grafische Intensivkurve wirkt aufgeräumt, beinhaltet aber dennoch eine Vielzahl von Buttons und Reiter.
Fazit: Das Metavision sticht vor allem durch seine Grafiken hervor. Die Funktionalitäten der Arzneimitteltherapie entsprechen dem, was man heute von einem modernen PDMS erwarten darf.

Löser Predec
Predec ist nach eigenen Angaben alarmorientiert und noch recht jung am PDMS-Markt. Was bei anderen Anbietern zu viel an Informationen in der grafischen Kurve war, scheint in Predec sparsamer zu sein. Aus der Medikationsübersicht heraus, können Medikamente gesucht, angeordnet oder geändert werden. Positiv fällt die Prüfung der Medikamenteninteraktionen auf.
Fazit: Predec stellt sich auf der CDC als ein einfach gehaltenes PDMS dar. Es bietet die üblichen Funktionen zur Medikation.

Eine verfügbare Zeit von 45 Minuten für jede Präsentation war sicher eine Herausforderung für die Firmen. Diese wurde ganz unterschiedlich gemeistert.

Im nächsten Jahr ist das Thema der CDC 2013 die „Notfallambulanz im PDMS“.

Ich möchte hier betonen, dass dieser Kommentar meinen fachlichen Eindruck wiedergibt und auf die präsentierten Inhalte beruht. In 45 Minuten kann immer nur ein Ausschnitt dargestellt werden. Deshalb, im Zweifelsfall beim Hersteller oder einem Referenz-Krankenhaus nachfragen!

Berkeley Wellness-Report

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0 thoughts on “Kommentar: PDMS-Challenge 2012 in Hamburg

  1. Ich weiß nicht? wieviel praktische Erfahrung
    Herr Mania mit dem Arbeiten in einem PDMS
    hat? (ich über 10 Jahre) denn auch ich war in
    dieser Veranstaltung und ich kann in keinster
    Weise der positiven Darstellungen aller PDMS Systeme der vorgestellten Systeme nachvollziehen, selbst die kurze Zeit der
    Darstellungen zeigte doch einige Mängel auf
    zumal zu der Problematik der angeschlossenen aktiven Medizinprodukte im Hinblick auf die Einhaltung der MPBetreibV und der richtigen Klassifizierung von SW als MP so gut wie nichts gesagt wurde. ( z.B. Validierung der generieten Daten aus solchen aktiven MP’s) dies ist aber sehr wichtig im
    Falle eines Vorkommnisses mit einem PDMS
    da wir mit dieser, wie ja in der Veranstalung immer wieder erwähnt, wir mit einem PDMS Diagnose und Therapie durchführen und nicht nur eine Dokumentation…etc.

    1. Guten Abend Herr Storm,

      vielen Dank für Ihren Kommentar! Ja, ich habe auch praktische Erfahrung mit PDMS. Ich kann Ihre Argumentation gut verstehen, jedoch war das Thema der Veranstaltung nicht „Validierung der Daten der PDMS“ oder „PDMS als MP“, was sicher auch spannend gewesen wäre. Die Veranstaltung hatte ihren Schwerpunkt auf das „Medikationsmodul“ gelegt und die Aufgaben waren entsprechend vorgegeben. Also war dies auch der Fokus meiner Einschätzung.

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