Marktübersicht Pflegeinformationssysteme (PfIS) – Wann ist die Pflege dran?

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20130315-072455.jpgIm März schrieb ich den Beitrag „JETZT SIND DIE PFLEGEKRÄFTE DRAN” und eine Fokussierung auf den Pflegebereich ist in der Branche eigentlich nicht zu spüren.
Doch woran liegt es, dass die größte Berufsgruppe so wenig von den Entwicklungen der Informationstechnologie profitieren kann? Im Jahr 2010 waren nach Angaben des statistischen Bundesamts 406 000 Pflegekräfte in deutschen Krankenhäusern tätig. Vor dem Hintergrund der bundesweiten Zunahme an Pflegebedürftigen wird mit einem zusätzlichen Pflegekräftebedarf bis 2030 von rund 325.000 Vollkräften in der Altenpflege, darunter etwa 140.000 Pflegefachkräfte, gerechnet.[1]
Dem gegenüber steht ein sich schon heute abzeichnender Fachkräftemangel in der Pflege. Eigentlich sollte dies Grund genug sein, die Gesundheits- und Krankenpflegekräfte mit modernen Pflegeinformationssystemen zu unterstützen. Die Verbreitung dieser Systeme in deutschen Klinik ist aber nach wie vor gering.
Hier ein Überblick zu den Pflegeinformationssystemen am Markt:

Produkt: Firma: KIS-Modul?
RECOM-GriPS Recom Verlag
Nancy Hinz
DanTouch Dan Produkte
MCC Pflege Meierhofer X
Nexus / KIS Nexus AG X
Orbis Care Agfa Healthcare X
CGM Acut CGM SYSTEMA X
Apenio Acatama Software

Stand: 27.05.2013

Warum investieren Klinken heute nur selten in Pflegeinformationssysteme?

Darüber kann man sicher angeregt diskutieren! Argumentiert wird sehr häufig mit den hohen  Kosten. Denn eine solche Software-Einführung greift auch sehr stark in die Prozesse der Kliniken ein und kostet neben Geld auch einiges an Zeit und personellen Ressourcen.
Dabei wird sehr häufig die Zeitersparnis im Produktivbetrieb vergessen, die meist eine Prozessoptimierung und -verkürzung  mit sich bringt. Es wird oft auch die bessere Dokumentationsqualität vergessen, die pflegerische Prozesse sicherer macht und zu einer besseren Abrechnungsqualität führen kann. Und die Mitarbeiterzufriedenheit bleibt von modernen Arbeitshilfen auch nicht unberührt. Hier muss der strategische Weitblick und nicht der operative ROI zählen.
Aber vielleicht liegt es auch an den vorhandenen Produkten? Es gibt nicht wirklich viele Pflegeinformationssysteme, die den Pflegeprozess richtig verstanden und gebrauchstauglich, durchgehend umgesetzt haben. Nicht selten entsteht der Eindruck, dass die pflegerischen Lösungen als Nebenprodukt von medizinischen Systemlösungen entstanden sind. Hier braucht es Entwicklungen, die geeignet sind, unterschiedliche Alltagslösungen und Unternehmensstrukturen abzubilden und Ergebnis wirklicher Anforderungsanalysen sind.
Auch fällt es den Herstellern noch schwer, positive kostenwirksame Effekte darzustellen und mit überzeugenden Kosten-Nutzen-Betrachtungen bei den Entscheidern zu punkten.

Zuletzt darf man nicht vergessen, dass pflegerische Daten dort verfügbar sein müssen, wo sie benötigt werden und dort dokumentiert werden sollten, wo sie entstehen. Dies impliziert die Notwendigkeit von „Mobile Computing“. Und hier fehlt in vielen Kliniken noch die notwendige Infrastruktur, wie zum Beispiel flächendeckende WLan-Netze.
Dennoch wird die Bedeutung von PfIS in Zukunft stärker werden. Mobile, prozess-basierte, durchgängige und entscheidungsunterstützende Pflegeinformationssysteme werden sicher in den nächsten Jahren als mögliches Potential erkannt und zunehmend eingeführt werden.

Was denken Sie, sind Pflegeinformationssysteme Potentiale oder Investionsgräber für die Kliniken?

1  Vgl. Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung. Faktenbuch Pflege – Die Bedeutung privater Anbieter im Pflegemarkt. Essen. 2011.

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